Online-Plattformen fördern - Digitalisierung des Einzelhandels unterstützen

Der Bezirksvorstand der FDP Schwaben hat beschlossen:

 

Der stationäre Einzelhandel ist ein zentrales Attraktivitätsmerkmal lebenswerter und vitaler Ortskerne in Bayern. Er braucht politische Unterstützung, um im aktuellen Strukturwandel bestehen und in Zukunft von der Digitalisierung profitieren zu können. Er gehört zu den schwer betroffenen Branchen der Corona-Krise und eine rasche Erholung ist nicht in Sicht. Eine wichtige Maßnahme zur Verbesserung der Situation des Einzelhandels in diesem Zusammenhang ist der dringend benötigte Digitalisierungsschub.

Die FDP Schwaben fordert deshalb den Freistaat dazu auf, ein staatliches Programm zur Förderung von regionalen Onlineplattformen für Einzelhändler aufzusetzen. Dabei sollen kleine und mittelständische Einzelhändler finanziell bei (Beratungs-)Dienstleistungen im Falle des erstmaligen Einsatzes oder des

signifikanten Ausbaus digitaler Technologien mit einem Fördersatz von 90 % unterstützt werden. Der Höchstbetrag der Förderung soll dabei 12.000 € betragen.

Darüber hinaus wird die Staatsregierung aufgefordert, die Erarbeitung eines gemeinsamen Konzepts für vitale Ortskerne und Innenstädte zu realisieren, in welchem Vertreter von Wirtschaftsförderungen, der Stadtverwaltungen sowie City- und Stadtmarketing in den Dialog treten, um Ideen und Lösungen für Ortskerne und Innenstädte zu teilen und zu bewerten.

 

Begründung:

Unabhängig von der konjunkturellen Lage zeigt sich immer wieder, dass die Stimmung vor allem im stationären Handel in den Innenstädten stagniert, während gleichzeitig Online-Händler von vorteilhaften Wettbewerbsbedingungen, wie verändertem Konsum-verhalten, profitieren. So wuchs der Online-Handel in der vergangenen Dekade im Durchschnitt jährlich um 12,4 Prozent, wohingegen der stationäre Einzelhandel nur 2,5 Prozent verbuchen konnte. Laut Prognose, unabhängig von den Corona-Auswirkungen, wächst der Online-Handel im Jahr 2020 um 9 Prozent auf 63 Mrd. Euro. Das bedeutet eine Fortschreibung der bisherigen Entwicklung: Schon seit Jahren steigt der Online-Anteil am Einzelhandel, dabei verbucht in Deutschland allein Amazon mit Eigenhandel und seinem Marketplace fast die Hälfte des gesamten Online-Umsatzes auf sich. Weltweit lag der Umsatz des Online-Versandhändlers im vergangenen Jahr bei fast 233 Mrd. US-Dollar. Der sich abzeichnenden Entwicklung in Richtung Online-Handel und ganz speziell der Vormachtstellung von Plattformen wie Amazon sind viele Händler nicht gewachsen. Aus diesem Grund benötigt der Einzelhandel in Bayerns Innenstädten einen Digitalisierungsschub. Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) Standortmonitor 2020, gaben im Schnitt die Hälfte der Befragten Einkaufen und Einkaufsbummel im Einzelhandel als Top-Besuchsgrund (Frage: „Warum sind Sie heute in der Innenstadt?“) für deutsche Innenstädte an. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, muss der Einzelhandel neben der Erweiterung seiner Kompetenzen im klassischen Online-Handel das Geschäftsmodell vitaler Innenstädte weiter denken und mit Unterstützung der Staatsregierung zusätzliche innovative digitale Lösungen anbieten, wie zum Beispiel regionale innerstädtische digitale Schaufenster basierend auf dem „click & collect“-Prinzip, welches Kunden die Möglichkeit bietet, die Produkte zunächst online zu recherchieren und zu kaufen, jedoch eine alternativ angebotene Lieferung in die Filiale der Kundenwahl oder zum Kunden nach Hause ermöglicht.

Des Weiteren kann sich der Einzelhandel mit einem modernen Warenwirtschaftssystem Erleichterung und Effizienz verschaffen, was ihm ermöglicht, im Wettbewerb mitzuhalten. Tools wie CRM oder KI erlauben auch den kleinsten Unternehmen eine persönliche Kundenansprache, die sonst nur großen Filialisten vorbehalten bleiben. In diesem Fall würden die kleinen und Kleinstgeschäfte schnell wieder abgehängt und wettbewerbsunfähig bleiben und könnten diesem Trend nicht folgen.

Um also in Zukunft ein attraktiver Wettbewerber zum reinen Online-Geschäft zu bleiben, ist es wichtig und an der Zeit, dass der Einzelhandel Unterstützung erhält, um seine Kernkompetenzen nachhaltig zu digitalisieren und somit zu vitalen und digitalen bayerischen Innenstädten beizutragen.